Trossau - unsere Heimat

Hochzeitslader

Wenn´s me oanschauts, schauts oin oan
wos ålls woißt uu ållas koann

Der Hochzeitslader war der „Protokollchef“ einer jeden Egerländer Bauernhochzeit. Er hatte die Gäste zu laden, mußte über die höchst komplizierten Bräuche bescheid wissen und hatte unter anderem den Umzug der Braut samt deren Mitgift auf dem Kammerwagen von ihrem elterlichen Hof zu dem des Bräutigams zu organisieren.

Seiner Wichtigkeit entsprechend, haben wir ihn mit dem blumengeschmückten Hochzeitsladerstecken, einem prachtvollen Mantel und einem bedeutsamen Gesichts- ausdruck ausgestattet.

Hochzeiten im Egerland

Bei Hochzeiten auf dem Land wurde oft bis in das 20. Jahrhundert in der regionalen Tracht vor den Altar getreten. Photographien aus den 30er und auch aus den 50er Jahren zeigen Brautpaare in der Egerländer Hochzeitstracht. Die Braut trug zu der egerischen Bauerntracht einen Pelz, über den ein langer, schwarzer und rotgefütterter Mantel mit einem stehenden, steifen und mit schwarzen Spitzen verzierter Kragen getragen wurde. Die Haare waren zu einem Zopf gebunden und wurden im Nacken mit einer roten und einer schwarzen Schleife zusammengehalten. Das „Glockenbändl“ wurde von der Braut als auch von den „Kranzljungfern“ um die Stirn gelegt. Dieser Kopfschmuck bestand aus kleinen Blechschildern, den „Läubln“, verschiedenen geschnittenen und ornamental verzierten Laubblättern, dessen herabhängende vergoldete Blättchen beim Schreiten oder Berühren einen leisen Klang von sich gaben. Dazu trug die Braut auf dem Kopf eine kleine Krone aus Gold- oder Silberdraht, reichlich mit verschiedenen gefärbten Steinen und Glasperlen besetzt, die mit den eingefügten roten Seidenrosetten harmonierten.

Erst in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts kam nach und nach das weiße Brautkleid in Mode. Nach adeligem Vorbild heiratete die vornehme Braut in einem hellen Hochzeitskleid und einen Myrtenkranz im Haar. Dass neben Reinweiß auch Creme eine beliebte Brautfarbe wurde, geht auf ästhetische Rücksichten zurück. „Wenn Weißzeug mit Fleischfarbe gehörig harmonieren soll, muß es zum Gelblichem, nicht zum Bläulichen neigen“, schreiben Müller/Baumgärtner 1805. Der Schleier, den man mit einem weißen Hochzeitskleid verbindet und der seit dem 4. Jahrhundert als ein Symbol der Reinheit gilt, fand mit Beginn des 19. Jahrhunderts seine allgemeine Verbreitung.

Prinzessin Sonja Trubetzkoi entsprach bei ihrer Vermählung mit dem Grafen Alexander Kolowrat dem Modeideal einer eleganten Braut der 20er Jahre. Als Dame aus besseren Kreisen heiratete sie in einem kostbaren Pariser Modellkleid. Das Brautkleid mit seinem geraden Schnitt, der langen Schleppe und dem aufwendigen künstlichen Myrtenschmuck erregte damals soviel Aufmerksamkeit, dass sogar ein Wiener Modejournal „Die Wiener Mode“ 1923 von dem gesellschaftlichen Ereignis mit zahlreichen Aufnahmen der eleganten Braut berichtete.

Ein weißes Brautkleid mit Schleier stand natürlich nur der jungfräulichen Braut zu. Ein „gefallenes Mädchen“ konnte es sich nicht erlauben „in Weiß“ zu heiraten. Witwen und geschiedenen Frauen war dies ebenfalls untersagt. Der Braut im Egerland war es nicht gestattet, die Hochzeitskrone zu tragen, wenn sie bereits vor der Eheschließung ein Kind geboren hatte. Sie musste stattdessen eine Mütze als Kopfschmuck wählen.