Trossau - unsere Heimat

Advent

Um diese späte Zeit im Jahr
Fällt jetzt daheim der Schnee ...
Nur wird auch Stille sein wie eh.
Wie sie vor Gottes Schöpfung war.
Wohl hängt der Frost sein Glasgeschmeid
An Busch and Bäume, daß es klirrt...
Doch niemand ist den das verwirrt,
Den das bezaubert und erfreut.
Kein Mensch in Tuch und Pelz vermummt
Kommt her auf heimatlichem Land ...
Kein einz'ger Mensch, den ich gekannt -
Und selbst die Eger ist verstummt
Aus keinem Schornstein kräuselt Rauch.
Die Fenster starren tot und leer...
Es ruft auch nicht vom Hause her:
Komm heim zu Sitt und altem Brauch!
Die Kirchenfenster schimmern nicht
Am frühen Tag im Kerzenschein ...
Kehrt niemand zur Rorate ein -
An allem Leben es gebricht.
Um diese späte Zeit im Jahr
Fällt jetzt daheim der Schnee ...
Daheim! Das bleibt mein altes Weh,
Die Sehnsucht wie sie war.


Aberglaube im Egerlande zur Weihnachtszeit

(Aus dem Nachlaß von Dr. Georg Schmidt.)


Die heilige Christnacht ist bei weitem die wichtigste unter den Unternächten. Die eigentümlichen Gebräuche, welche an den anderen Unternächten üblich sind, werden größtenteils auch in der Christnacht ausgeübt. Dazu kommen aber noch folgende sonderbare interessante Gewohnheiten und Gebräuche, welche nur in der Christnacht ausgeübt werden:


Vor der Mahlzeit am heiligen Weihnachtsabend, während des Gebets vor Tische schaut man sich um und betrachtet sowohl seinen eigenen Schatten als auch den aller übrigen Anwesenden. Wessen Schatten keinen Kopf zeigt, der muß im nächsten Jahre sterben. Dasselbe bedeutet es auch, wenn die erste Nuß, welche man am heiligen Abend öffnet, einen schwarzen, vertrockneten Kern hat. Nach beendeter Mahlzeit zerschneidet jedermann einen Apfel in der Mitte: durchschneidet er bei dieser Gelegenheit einen der Kerne, so stirbt er nächstes Jahr. Auch eine schlimme Vorbedeutung ist es, wenn eines der aus Weizenmehl gebackenen Weihnachtsbrote beim Backen entweder zerspringt oder Risse bekommt. Nach beendeter Mahlzeit nimmt der Bauer von allem dem, was an Speisen auf dem Tisch stand, ein wenig, mischt es unter das Viehfutter und gibt es alsogleich dem Vieh zu fressen.


Am heiligen Christabend sind nun nebst der oben erwähnten Art noch einige andere Arten des Horchengehens üblich. Beim sogenannten Fensterhorchen geht man an das erstbeste Haus und horcht bei den Fenstern der Zimmer, die zu ebener Erde liegen, was im Zimmer gesprochen wird. Das erste, was man dann hört, geht nächstes Jahr in Erfüllung.Beim Stallhorchen wird auf folgende Weise vorgegangen: Man nimmt ein Stück Kienholz, das an einem Ende ein Astloch hat, und klopft damit um 12 Uhr in der Christnacht an die Stalltüre. Dann hört man die Tiere darin reden. So soll einmal ein Bauer aus Trebendorf auch an der Stalltüre gehorcht und vernommen haben, wie eines seiner Pferde zu dem andern sagte: "Du, unser Herr muß nächstes Jahr auch ins Gras beißen, und wir müssen dann seine Leiche auf den Friedhof fahren." Der Bauer, der dies gehört hatte, verkaufte so bald als möglich seine Pferde, die ihm seinen Tod prophezeit hatten, an den Nachbar. Und wirklich starb er nächstes Jahr, und da er selbst keine Pferde mehr hatte, so fuhren ihm die Pferde des Nachbars, die früher ihm gehört hatten, zu Grabe.


Eine andere Art des Horchens ist das sogenannte "Hafenhorchen". Hiezu wird der Hafen, der sich bei jedem Kachelofen befindet, um den im Haushalte nötigen Bedarf an warmen Wasser zu liefern, gänzlich ausgeschöpft und ausgetrocknet. Um 12 Uhr in der hl. Christnacht während der Mette horcht man nun in den Hafen hinein und erfährt dann seine Zukunft.

In der Christnacht während der Mette nimmt der Egerländer vier gleich große Gefäße, füllt das eine gestrichen voll mit Weizen, das andere voll Korn, das dritte voll Gerste und das vierte gestrichen voll Hafer. Nun fängt das Getreide an, in den Gefäßen sich zu bewegen, es wird entweder über die Gefäße herauslaufen (also sich vermehren), oder es wird in den Gefäßen einsinken (sich vermindern); und daraus schließt er auf die Reichhaltigkeit oder auf das geringe Ergebnis der Ernte besagter vier Getreidearten im nächsten Jahre. - Wenn der Egerländer von der Mette heimkehrt, so geht er zum ersten besten fließenden Gewässer und betrachtet dann eine Zeit lang, ob es steigt oder fällt. Steigt das Wasser, so steigen auch die Getreidepreise im nächsten Jahre, fällt es dagegen, so werden auch die Getreidepreise niedriger. - Wer beim Heimgehen aus der Mette fällt, der stirbt nächstes Jahr.


Um 12 Uhr in der hl. Christnacht verwandelt sich das Wasser in allen Brunnen in Wein; wer zufällig um diese Zeit Wasser holt, bekommt Wein, wer aber dies absichtlich tut, um Wein zu erhalten, den dreht der Leibhaftige zur Strafe seiner Habsucht den Hals um. - Um 12 Uhr reden auch die Ochsen im Stall miteinander; ein neugieriger Bauer wollte einmal ihre Rede belauschen und legte sich daher in dem Stall in der Nähe der Ochsen nieder. Schlag 12 Uhr sagte nun ein Ochse zu dem neben ihm stehenden: "Du, unser Herr hört uns reden zu". Da riß sich der andere Ochse, nachdem er dies gehört hatte, von seiner Kette los, rannte auf den Bauern zu und stieß ihn mit den Hörnern tot.


Eine nicht unwichtige Rolle spielt am heiligen Abend, sowie auch am Vorabende des Gedächtnistages des heiligen Nikolaus, der sogenannte Zember. (Dieses Wort stammt angeblich von dem Worte "Cimber", das der Name eines germanischen Volksstammes war.) Es ist dies eine, gewöhnlich mit einem umgekehrten Schafpelze bekleidete und auch sonst sehr dicht vermummte Person, die mit einem Sacke und einer Rute versehen ist, in den Häusern herumgeht und im Einverständnisse mit den Eltern, deren Kinder schreckt; die braven, welche das ganze Jahr hindurch gehorsam waren und fleißig gebetet haben, werden vom Zember mit Äpfeln und Nüssen belohnt, die derselbe zuerst von ihren Eltern zu diesem Zwecke erhalten hat; die bösen, ungehorsamen Kinder aber, welche nicht gerne beten wollen, züchtigt er mit der Rute und droht, sie in den Sack zu stecken und ins Wasser zu werfen.


Nach beendeter Mahlzeit am heiligen Abend muß das Kuhmädl (die geringste unter dem weiblichen Gesinde, welche die Kühe auf die Weide treiben muß) die Nußschalen und Fischgräten vom Tische nehmen und, ohne auf dem Wege ein Wort zu sprechen, auf einen abgelegenen Ort tragen; man nennt es: "Den Zember zu essen tragen". Der Bauer glaubt dadurch, irgendeine geheime böse Macht zu besänftigen, welche sonst, wenn das nicht geschehen würde, dem Kuhmädl in der Nacht den Bauch aufschneiden und Häckerling hineinfüllen würde.